Selbsterkenntnis am Arbeitsplatz

Wer einen glanzvollen Lebenslauf und beeindruckende Qualifikationen vorweist, ein beneidenswert hohes Gehalt bezieht, große Verantwortung auf sich nimmt und sein Prestige genießt, findet womöglich schwierig, eine ziemlich universelle Wahrheit anzuerkennen: Wir wissen oft nicht so recht, wer wir sind.

Natürlich sind wir mit uns selbst in unseren Grundzügen vertraut. Wir wissen in der Regel sehr gut, was wir gerne essen oder welche Urlaubsziele uns am meisten zusagen. Unsicher sind wir allerdings in zwei Bereichen: Uns fehlt ein stabiles Gefühl dafür, was wir wert sind. Und wir haben nicht immer sicheren Zugriff auf unsere Werte und Urteile.

Selbsterkenntnis kann dadurch erschwert sein, dass uns unsere Gesellschaft mit vorgefertigten Antworten versorgt.

Das hat nichts mit Charakterschwäche zu tun. Selbsterkenntnis kann dadurch erschwert sein, dass uns unsere Gesellschaft mit vorgefertigten Antworten versorgt. Wir finden in unserer Karriere Bestätigung; Beförderungen und Gehaltserhöhungen stärken unser Selbstvertrauen. Die Arbeitswelt sorgt so gut für unsere Selbstzufriedenheit, dass das Problem mangelnder Selbsterkenntnis weder Arbeitnehmer*innen noch Arbeitgeber*innen bewusst ist. Im Arbeitsleben kann dies allerdings zu einer Reihe von Problemen führen.

Denn wenn wir nicht wissen, wer wir wirklich sind, fällt es uns schwer, mit Bewunderung oder Herabsetzung umzugehen. Sind andere der Meinung, dass wir schlechte Arbeit geleistet haben, schlucken wir das, mag die Behauptung auch noch so falsch oder unfreundlich sein. Urteilt man über uns, sind wir hilflos. Wir fühlen uns zur Passivität verdammt. Vielleicht erklären wir uns auch dazu bereit, Rollen und Aufgaben zu übernehmen, mit denen wir uns schwertun und die wir später bereuen.

„Bei der Arbeit ist es üblich, sich darauf zu konzentrieren, was andere Leute denken und von uns erwarten”, sagt Ruthie Bubis, Dozentin an der School of Life. „Wir verwenden viel Energie darauf, uns über solche äußerlichen Dinge Gedanken zu machen. Wären wir nur ein wenig selbstbewusster, würde es uns leichter fallen, uns auf das zu konzentrieren, was wir tatsächlich unter Kontrolle haben: Die Entscheidungen, die wir für uns selbst treffen können.

Sich darauf zu fokussieren, hilft nicht nur, sich weniger Sorgen zu machen, es trägt auch zum Verständnis dessen bei, was wir wirklich wollen. Fehlt dieses Verständnis, wäre eine Karriere lediglich eine Pflichtübung. Man würde Dingen zustimmen, weil man glaubt es zu müssen, und sich niemals richtig und zutiefst motiviert engagieren.

Unsere Zeit ist nicht unbegrenzt, und um glücklich und motiviert zu sein, muss man das Gefühl haben, die Dinge unter Kontrolle zu haben.

Häufig werden Menschen dazu aufgefordert, ‘ja’ zu sagen, um positiv zu sein. Aber es ist wirklich wichtig zu erkennen, dass ein ‘Ja’ in einer Sache immer auch ein ‘Nein’ in einer anderen bedeutet. Unsere Zeit ist nicht unbegrenzt, und um glücklich und motiviert zu sein, muss man das Gefühl haben, die Dinge unter Kontrolle zu haben. Vor allem bei der Arbeit.”

Selbsterkenntnis hat nicht nur mit Selbstsicherheit zu tun.

Selbsterkenntnis setzt vielmehr voraus, die eigenen Gedanken sorgfältig zu befragen, um möglichst vollständig zu verstehen, wovon wir im Inneren überzeugt sind. Das betrifft die Welt im Allgemeinen ebenso wie uns selbst. Erforschen wir die Aspekte unserer Persönlichkeit, die wir sonst aus Pflichtgefühl oder falsch verstandener Professionalität zurückhalten, bringen wir uns authentischer in die Arbeit ein. Arbeit ist dann weniger Verpflichtung. Sondern schafft die Verbindung mit etwas, das uns wirklich motiviert.

„Wenn es nach mir ginge, würde jedes Unternehmen seinen Mitarbeiter*innen erlauben, an einem Kurs teilzunehmen, in dem sie Schauspielerei oder andere improvisierte Aktivitäten ausprobieren können”, sagt Daon Broni, Schauspieler und Dozent an der School of Life, „weil man dabei eine Menge über sich selbst lernt. Und das ist sehr hilfreich.

Wird man ermutigt, spontan auf die Ideen anderer zu reagieren und in die Rolle einer anderen Person zu schlüpfen, Fragen zu stellen und seine Gedanken zu erforschen, entdeckt man vieles, was man zuvor gar nicht wusste. Man kann sein erwachsenes, professionelles Ich beiseiteschieben und sich ein wenig mehr auf sein inneres Kind einlassen. So verbindet man sich mit dem spielerischen Aspekt seiner selbst, der bei der Arbeit oft unterdrückt wird.

Hat man gesehen, was sich unter der eigenen Oberfläche verbirgt, kann man verschiedene Teile von sich selbst in die Arbeit einbringen

Hat man gesehen, was sich unter der eigenen Oberfläche verbirgt, kann man verschiedene Teile von sich selbst in die Arbeit einbringen, sein Verhalten bewusster steuern und je nach Situation bestimmte Aspekte seiner Persönlichkeit betonen.”

Wenn wir uns selbst auf diese Weise kennen gelernt haben, brauchen wir weniger Lob; andere Meinungen beunruhigen uns nicht mehr so sehr; unser Denken wird einzigartiger und origineller. Wir verstehen uns auf die lebenswichtige Kunst, zu wissen, wer wir wirklich sind – und uns damit anzufreunden. Verfügen wir über Selbsterkenntnis, können wir bewusster entscheiden, wie wir uns verhalten, welche Ziele wir verfolgen und wie wir Erfüllung finden.

 

The School of Life stattet Organisationen seit über 14 Jahren mit den wichtigsten psychologisch-emotionalen Kompetenzen aus, die im Arbeitsleben essentiell sind. Dabei begleiten wir Führungskräfte und Mitarbeiter*innen auf dem Weg in diese neue Arbeitswelt – um in Zeiten der digitalen Transformation Potenziale zur vollen Entfaltung zu bringen, sich für die Zukunft der Arbeit fit zu machen und im Wettbewerb um Talente zu bestehen.

Ihre Ansprechpartnerin: Simone Reich, Learning Experience Consultant B2B

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