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Wie wir uns selbst belügen

Wie wir uns selbst belügen

Ein großes Hindernis für Selbsterkenntnis und damit für ein erfülltes Leben ist unsere Neigung, uns ein Stück weit selbst zu belügen. Der Grund für die Lügen scheint zunächst nachvollziehbar zu sein: Wir wollen Schmerzen vermeiden. Aber auf diese Weise nehmen wir uns die Möglichkeit, wirklich glücklich zu werden.

Es gibt vier Dinge, über die wir uns besonders oft Lügen erzählen. Wir lügen über alle problematischen Aspekten, die wir nur mit viel Mühe ändern können, etwa unseren Job, unsere Beziehungen, unsere Freundschaften, unsere Gesundheit, unsere Gewohnheiten, unsere Vorstellungen. Wir lügen, weil wir ein gutes Bild von uns selbst brauchen und unbedingt glauben wollen, dass wir eigentlich ganz normal sind – ohne komische Vorlieben, Vorbehalte und seltsame Gedanken. Wir lügen, um uns nicht unzureichend zu fühlen, da es uns schließlich an so vielen guten Eigenschaften mangelt. Wir lügen, da wir wütend auf Menschen sind, die wir angeblich lieben – und wir lügen, weil der Grund, warum wir wütend sind, so unwichtig und lächerlich scheint, dass er uns als Erwachsener egal sein sollte.


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Da es so gefährlich erscheint, die Wahrheit über uns selbst zu wissen, mussten wir lernen, Meister der Täuschung zu werden. Unsere Strategien sind breit gefächert, teuflisch und oft äußerst einfallsreich. Hier sind einige der wichtigsten Methoden, wie wir uns selbst etwas vormachen:

Ablenkung / Sucht.


Wir suchen uns etwas, das uns davon ablenkt, unsere inneren Konflikte wahrzunehmen – am liebsten Online-Pornografie, die Nachrichten, Alkohol oder Arbeit. Wir mögen nicht wirklich diese Dinge selbst, sondern dass sie uns von dem ablenken, was wir fürchten.

Übertriebene Heiterkeit.

Wenn wir nicht zugeben wollen, dass wir wegen etwas traurig sind,
überdecken wir das oft mit übertriebener Fröhlichkeit. Wir sind nicht glücklich, sondern erlauben uns einfach nicht, auch nur ein kleines bisschen traurig zu sein – nur für den Fall, dass unsere verdrängte Trauer uns ansonsten überwältigen würde. Wir sagen ständig Dinge wie: “Alles ist sehr gut”, “Das ist wundervoll, nicht wahr?”, um ja nicht auf die Idee zu kommen, dass das Gegenteil der Fall sein könnte.

Reizbarkeit. 

Wenn wir unseren Ärger über Personen oder Umstände unterdrücken, äußert sich dies oft in allgemeiner Reizbarkeit. Diese Lüge ist so erfolgreich, dass wir nicht sehen, was wirklich los ist. Wir verlieren einfach die Fassung. Jemand hat die Fernbedienung weggelegt, es sind nicht genug Eier im Kühlschrank, die Stromrechnung ist etwas höher, als wir erwartet hatten – alles kann uns aufregen. Unser Kopf ist so voll davon, wie ärgerlich und frustrierend alles ist, dass wir – schlauerweise – keinen Raum dafür haben, uns mit dem auseinandersetzen, was uns wirklich traurig macht.

Abwertung. 

Wir sagen uns, dass uns einfach alles egal ist: Beziehung oder Politik, beruflicher Erfolg oder intellektuelle Themen, der hübsche Student oder das Haus, das wir uns nicht leisten können. Und wir bringen unseren Mangel an Interesse und unsere völlige Verachtung sehr deutlich zum Ausdruck; wir machen viel Aufhebens darum, uns und anderen klarzumachen, wie absolut unbekümmert wir sind.

Tadel. 

Wir sind übertrieben kritisch und missbilligend bestimmten Verhaltensweisen oder Menschen gegenüber. Dabei geben wir nicht zu, nur so voller Verachtung zu sein, damit nicht herauskommt, dass ein Teil von uns eigentlich gerade das mag, was wir verurteilen. Wir diffamieren bestimmte sexuelle Vorlieben als abartig und indiskutabel, gerade weil wir wissen, dass wir sie irgendwo in uns selbst haben. Also freuen wir uns, wenn bestimmte Leute verhaftet oder in der Presse verunglimpft werden – was sie taten, war schrecklich, und wir machen deutlich, wie empört wir sind. Das schützt uns davor zu erkennen, dass es eine Gemeinsamkeit zwischen ihnen und uns gibt.

Verteidigungshaltung. 

Wenn es unliebsame Nachrichten gibt, können wir auf das sehr erfolgreiche Ablenkungsmanöver zurückgreifen, uns angegriffen zu fühlen. Ein Kollege versucht, uns Feedback zu geben – augenblicklich beschuldigen wir ihn als unhöflich und arrogant. Ein Partner spricht etwas an und wir werden wütend darüber, dass er uns bei einer schwierigen Sache unter Druck setzt. Sich angegriffen zu fühlen nimmt all unsere Aufmerksamkeit in Anspruch, es trübt die Sicht. So müssen wir uns nicht mit Informationen beschäftigen, die eigentlich wahr, aber schwer zu akzeptieren sind.

Zynismus, Verzweiflung. 

Wir sind traurig über bestimmte Dinge. Aber es wäre so hart, sich diesen Dingen zu stellen, dass wir unsere Traurigkeit verallgemeinern. Wir sagen nicht, dass X oder Y uns traurig gemacht hat – wir sagen, dass alles und jeder schrecklich ist. Wir breiten den Schmerz aus, damit seine eigentliche Ursachen nicht mehr im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht. Unsere Trauer verschwindet sprichwörtlich in der Menge.

Warum ist es ein Problem, wenn wir uns selbst anlügen? Wir müssen – wann immer möglich – ehrlich mit uns sein, schon deswegen, weil wir einen sehr hohen Preis dafür zahlen, für kurze Zeit mittels unserer Lügen Ruhe zu haben. Wir verpassen wichtige Chancen zu wachsen und zu lernen. Wir sind nicht sehr angenehm für unsere Mitmenschen. Und schließlich wird die Wahrheit doch herauskommen: Wenn wir etwas unterdrücken, zeigt es sich oft durch körperliche Symptome wie Schlafstörungen, Impotenz, das Zucken eines Augenlids, Stottern. Wir schreien im Schlaf und verlieren Energie, fallen vielleicht sogar in eine Depression. Somit schulden wir es uns selbst, den Mut zu fassen, uns unserer wahren Natur zu stellen.

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