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Wie man Entscheidungen trifft

Wie man Entscheidungen trifft

Ein gutes Leben ist das Ergebnis guter Entscheidungen, vor allem was die Liebe und die Arbeit betrifft. Doch wir schenken dem Prozess der Entscheidungsfindung selten die Aufmerksamkeit, die er verdient. Uns fehlen Rituale und Strategien, die wir bräuchten, um schwere Entscheidungen zu treffen. Meist schieben wir die Entscheidung auf, verlassen uns auf andere oder brechen die Lösung übers Knie.

Zum Glück ist Entscheidungsfindung eine Fertigkeit, die man durchaus erlernen kann. Denn der Hauptfeind guter Entscheidungen ist oft nur ein Mangel an Sichtweisen auf ein Problem.

Wir sollten jedes Problem unter fünf verschiedenen Gesichtspunkten betrachten: aus der Sicht unseres Feindes, des Bauchgefühls, von Tod, Vorsicht und Mut. Indem wir diese Perspektiven durchspielen und dann zusammenbringen, gewinnen wir Klarheit – und aus der aktuellen Verwirrung kann sich allmählich ein akzeptabler nächster Schritt ergeben. 


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1) Feind

Unsere Feinde kennen uns gut: sie wissen um unsere Schwächen, sie wünschen uns nichts Gutes und sind unseren Anliegen gegenüber eher missgünstig eingestellt. An sie zu denken, hilft, die eigenen Gedanken zu sortieren. Es kann unglaublich schwer sein, uns selber ein Freund zu sein; denn wenn wir uns vorstellen sollen, was ein netter und wohlwollender Mensch uns raten würde, sind wir vollkommen ahnungslos. Wir können uns so viel besser in unsere bittersten Feinde versetzen. Sie haben einen genauen Blick für unsere Schwächen und Versuchungen. Aber wir können sie konstruktiv für uns einsetzen, indem wir genau das Gegenteil davon tun, was sie uns vermutlich vorschlagen würden. Die eindringlichen Stimmen dieser Kräfte, die uns entmutigen wollen und die nicht an uns glauben, werden uns Kraft geben und helfen, uns zu fokussieren. 

2) Bauchgefühl

Oft kennen wir die Antwort gewissermaßen schon – oder zumindest eine Variante davon. Wir nennen es das Bauchgefühl, und sobald sich ein Dilemma auftut, ist es schon da. Das Bauchgefühl ist die Anhäufung aller Entscheidungslektionen, die wir im Laufe des Lebens gelernt haben, die blitzschnell unbewusst offenbar werden. Die meisten Leute sind ziemlich gut darin, nicht auf ihr Bauchgefühl zu hören. Wahrscheinlich brachte es uns oft in Schwierigkeiten, verführte uns zu verrückten Sachen, die wir teuer bezahlt haben. Jetzt sind wir stolz darauf, vernünftige Menschen zu sein, die sich Zeit lassen, Beweise sammeln und ihren Verstand gebrauchen, so wie es sich gehört. Allerdings verlieren wir so eine wichtige Erkenntnisquelle. Wir sollten den Mut haben, unser Bauchgefühl an den Entscheidungstisch zu bitten, nicht unbedingt um ihm zu folgen, sondern um zu hören, was es will, und dann seine starke Meinung einem Vernunftargument gegenüberzustellen.

3) Tod

Die sicherste, doch oft vergessene Gewissheit ist, dass all unsere Entscheidungen sich vor dem Hintergrund einer riesigen tickenden Todesuhr abspielen. Wir sollten auf ihr Ticken hören und die Botschaften ernst nehmen. Todesgedanken setzen unsere Verantwortung für uns selbst ins rechte Licht und relativieren unsere Bemühen, so zu leben, wie die Gesellschaft es von uns erwartet. Der Tod bringt uns zu uns selber zurück. Er gibt uns paradoxerweise das Vertrauen, dass wir Probleme meistern können. Indem wir Angst vor dieser einen Riesensache haben, sind wir weniger furchtsam gegenüber all den kleinen Hindernissen. Unser Leben bleibt hinter unseren Möglichkeiten zurück, wenn wir nicht die Kriterien von Ewigkeit und Vergessen einbeziehen. 

4) Vorsicht

Irgendwo am Tisch jeder Entscheidung muss die Stimme der Vorsicht sein. Sie ist schlicht gekleidet und spricht leise. Sie kommt ohne Pomp daher, in einer Zeit geprägt von Glanz und Gloria. Oft meinen wir, ständig große Sprünge machen zu müssen – weil es im Leben immer etwas Neues geben muss. Oder auch nicht. Zur Erinnerung: die Vorsicht räuspert sich und sagt, dass die meisten neuen Firmen pleite gehen, Projekte katastrophal enden und neue Beziehungen nur die leidigen Themen der früheren wiederholen. Außerdem kann man ziemlich viel verlieren, und manche unserer Bekannten könnten sich über unsere Ambitionen ärgern. Der Teufel, den man kennt, ist vielleicht besser als die vielen Teufel, die man noch nicht kennt. Die Vorsicht ist sich nicht zu schade für den Kompromiss, sie weiß, dass es manchmal eben keine idealen Lösungen gibt, so wenig perfekt wie wir nun mal sind. Die Vorsicht hat den Mut, sich nicht gegen die Realität zu wehren. 

5) Mut

Von Kindheit an haben wir gelernt, Regeln zu befolgen, Schlange zu stehen und Erwartungen und Pflichten zu erfüllen. Wir sind brave Kinder; sonst hätten wir es nicht so weit gebracht. Anders hätten wir nicht lesen oder Auto fahren gelernt oder einen wichtigen Posten in der Arbeitswelt übernommen. Aber andererseits bringt das auch ein Risiko mit sich; das Risiko, zu lang den Konventionen treu zu sein, die mit unseren eigenen Interessen und Hoffnungen letztlich nichts mehr zu tun haben. Manchmal sollten wir uns richtig bemühen, die Kunst des Mutes wieder zu üben, und daran denken, dass es in einem glücklichen Leben immer Wendepunkte gibt, an denen jemand etwas Unerwartetes und Verrücktes tut, ein Risiko eingeht und gewinnt. Manchmal ist Vorsicht nur Schwäche und Feigheit, in den Mantel der Selbsttäuschung gehüllt. Mut und Vorsicht müssen sich auseinandersetzen, ohne zu erwarten, dass nur einer den Sieg davontragen kann.

Jede schwere Entscheidung kann per definitionem gar nicht perfekt sein. Aber mit diesen Perspektiven im Hinterkopf ringen wir uns vielleicht eher zu einer hinreichend guten Entscheidung durch. 


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