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Warum manche Paare sich nicht trennen können

Warum manche Paare sich nicht trennen können

Es gibt Beziehungen, die mal voller Leidenschaft, mal ganz und gar unerfüllt sind und sowohl Außenstehende als auch die Beteiligten selbst vor ein Rätsel stellen. Dabei handelt es sich um Beziehungen zwischen einer Person mit ängstlichem und einer mit vermeidendem Bindungsstil.

In solchen Partnerschaften wird ständig gedrängelt und gezogen. Die ängstlich gebundene Person beschwert sich darüber, dass ihr*e Partner*in nicht genügend auf sie eingeht. Sie wirft ihr*ihm vor, emotional distanziert, kalt und vielleicht auch sexuell desinteressiert zu sein. Der*die vermeidende Liebhaber*in bewahrt im Großen und Ganzen die Ruhe, beschwert sich aber hin und wieder heftig darüber, dass der*die ängstliche Partner*in viel zu anspruchsvoll, vielleicht auch verrückt sei oder, wie er*sie abwertend sagt, „bedürftig”. Die eine Person scheint viel zu viel zu wollen, die andere viel zu wenig.

Ein Teufelskreis entsteht. Zu Beginn liebt die ängstliche die vermeidende Person inniglich. Aber mit der Zeit wächst der Frust. Die Unzufriedenheit wird so groß, dass sie ihre Angst eines Tages genervt überwindet, beschließt, etwas Besseres verdient zu haben und verkündet, sie steige aus der Beziehung aus.

Will sich eine Seite trennen, kommt bei der anderen etwas zum Vorschein, das normalerweise verborgen bleibt

In diesem Augenblick durchläuft der*die vermeidende Partner*in eine totale Veränderung. Mit einem Schlag verschwindet ihre*seine größte Angst, nämlich, von der Liebe verschlungen zu werden. So kommt etwas zum Vorschein, das normalerweise verborgen bleibt: Die Angst, verlassen zu werden. Befreit von der Bedrohung, verschlungen zu werden (der*die andere hat vielleicht schon die Koffer gepackt), lässt die vermeidende Person all der Romantik und Leidenschaft freien Lauf, die sie bisher vor der Welt verborgen hat. Denn jetzt, da die Gefahr einer Erwiderung so gering scheint, fühlt sich das völlig ungefährlich an.


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Die ängstliche Person hört in ihrer Wut all die schmeichelnden Worte und ehrlichen Versprechen und lässt sich – nach anfänglichen Zweifeln – natürlich überzeugen. Denn auf einmal scheint der*die ehemals distanzierte Partner *in zu dem geworden zu sein, was sie sich immer an ihrer Seite gewünscht hat: eine warmherzige Seele. Es gibt keinen Grund mehr, abzuhauen: Sie liebt diesen Menschen ja. Lediglich das Gefühl, nicht zurückgeliebt zu werden, hat alles unmöglich gemacht…

Eine Zeit lang herrscht Glückseligkeit. Und es sieht ganz so aus, als bliebe das Glück für immer. Befreit von der Angst, verschlungen zu werden, kann der *die vermeidende Partner*in der Liebe freien Lauf lassen; befreit von der Angst, verlassen zu werden, fühlt sich der*die ängstliche Partner*in sicher und ist voller Vertrauen.

Doch schon bald kehren die Probleme zurück. Der vermeidenden Person wird das alles viel zu schön. Für sie sieht es ganz so aus, als würde die ängstliche Person nur immer noch mehr Nähe suchen. So kehrt die alte Angst, verschlungen zu werden, zurück. Es bleibt nichts anderes übrig, als erneut auf Distanz zu gehen – was für die ängstliche Person schier unerträglich ist. Innerhalb weniger Wochen oder Monate befinden sich die beiden wieder in der gleichen Situation wie zuvor. Es kommt zu heftigen Auseinandersetzungen, die Worte „bedürftig“ und „kalt“ fallen. Zeit für eine neue Krise. Abermals wird mit Auszug gedroht.

Von außen mag das amüsant wirken. Von innen ist es die Hölle.

Jahre kann das so weitergehen, mitunter ein ganzes Leben lang. Von außen mag das amüsant wirken. Von innen ist es die Hölle.

Aber es gibt verschiedene Auswege: Die vermeidende Partei kann ihre Angst, verschlungen zu werden, erkennen und lernen, sie zu tolerieren. Die ängstliche Partei kann sich klar machen, dass sie sich zu Menschen hingezogen fühlt, die sich distanzieren. Sie kann sich weigern, nach einer Krise zurückzukehren und eine Zukunft mit einem Menschen suchen, der ihr Sicherheit und Geborgenheit schenkt.

Vielversprechend wäre es auch, sich das Vokabular der Bindungstheorie anzueignen. Dann nämlich werden sich beiden Partner*innen der Wiederholungsschleifen bewusst, in denen sie gefangen sind. Sie identifizieren, welche Kindheitserfahrungen sie antreiben und üben, ihre Zwänge nicht auszuleben. So lernen sie, welche Spiele sie unbewusst spielen. Und weigern sich von nun an – zur Erleichterung aller, denen sie etwas bedeuten und als Erlösung ihrer Beziehung – die Spiele fortzusetzen.


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By The School of Life

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