05/19/2019
All, Kultur, Liebe & Beziehungen
Tapfer lieben – Risiken und Nebenwirkungen der großen Liebe
Künstlerpaare und ihre Lektionen über die Liebe
Wohl jedes verliebte Paar wünscht sich, das Prickeln, die Lebendigkeit, das bedingungslose Vertrauen auf Dauer zu erhalten. Und manchen scheint es ja irgendwie zu gelingen, Verliebtheit in tragfähige Liebe zu verwandeln. Aber wie soll das bei all den Gegenkräften klappen? Berühmte und weniger berühmte kreative Paare geben mit ihrer künstlerischen Arbeit und ihren Lebensgeschichten Anregungen, was die Liebe bereichern oder auch riskieren kann. Dass Künstlerpaare einerseits Bestätigung in der Liebesbeziehung und andererseits Erfüllung in der künstlerischen Arbeit suchen, bringt erst recht Herausforderungen mit sich – Konkurrenz, Perfektionismus, Selbstzweifel.
Kreativität mit Risiken und Nebenwirkungen
Aber sind es vielleicht gerade diese Krisen, an denen die Liebe wächst? „Kreativität mit Risiken und Nebenwirkungen“, so könnte man beispielsweise die gemeinsame Geschichte von Marilyn Monroe und Arthur Miller nennen – sie die brillant aussehende Filmschauspielerin und das Idol einer ganzen Nachkriegsgeneration, er der hoch anerkannte und politisch unerschrockene Theaterautor -, die trotz allem verrückten äußeren Glamour sowie ihrer beider Verletzlichkeit für einige Jahre in ihrer Schaffenskraft beflügelt waren und einander zutiefst beglückten.
„Ich denke, tapfer lieben ist das Beste und akzeptieren – soviel man ertragen kann“, so notierte sich Monroe – und unerschrocken an dieser Liebesbeziehung zu Miller festzuhalten, das war ihre Einstellung. Ihr war also klar, dass die Liebe Mut und Ausdauer erfordert, auch dass dies gelegentlich an die eigenen Grenzen geht. Das gesunde Selbstwertgefühl, das eine solche kraftvolle Liebe erfordert hätte, fehlte ihr allerdings, und da half auch der ganze Trubel nicht viel, der immer um sie gemacht wurde.
Sehnsüchte und Enttäuschungen
Miller erkannte von Anfang an ihre Sehnsucht, die Suche nach Sinn und auch nach menschlicher Wertschätzung, und sie bewunderte ihn als großen Theatermann. Sie liebte ihn – als Lehrer, als Literaten, als Vater, und natürlich als ihren Ehepartner und Lebensgefährten. Und er liebte sie als faszinierende Frau, als seine gelehrige Schülerin und natürlich als Lebensgefährtin. Dass sich der gemeinsame Kinderwunsch nicht erfüllte, brachte dann erste Enttäuschungen und folgende Verletzungen und Vorwürfe.
Was hätten die beiden tun können, um ihre Liebe zu erhalten?
Sicher offener und klarer miteinander umgehen und im Kontakt bleiben. Stattdessen waren Monroe und Miller in einer Kollusion verhakt: er entzog sich der Beziehung und sie zog sich in die Depression und Suizidalität zurück. Hätte er, statt ihr alles zu verzeihen, sie für ihre unberechenbaren Stimmungsschwankungen und Rückzüge in die Verantwortung nehmen sollen? Demnach: noch mehr Kommunikation, nicht nur in privaten Notizbüchern sondern im Gespräch mit dem Partner!
Sicher war das glamouröse Leben, das sie inzwischen gemeinsam lebten, gerade nicht für Offenheit und Klarheit förderlich, und sicher wäre der Preis dafür, diese Lebensform aufzugeben, am Ende sehr hoch gewesen. Also haben die luxuriösen Lebensbedingungen hier eher kontraproduktiv gewirkt. Die Basis für Nähe und Vertrautheit ist keineswegs ökonomisch, im Gegenteil sind für die tiefe Begegnung Ruhe, Abgeschiedenheit und Privatheit eine Vorausbedingung, die wir immer wieder aktiv herstellen müssen.
„Tapfer lieben“ war ihr Liebesmotto. Welches könnte Ihr Liebesmotto sein?
Jedenfalls muss man wohl bei Monroe und Miller die Jahre des gemeinsamen kreativen Lebens bewundern, die emotionalen Brücken, die gebaut wurden, und die kreativen Ergebnisse, die nicht zuletzt aus der Liebesbeziehung entstanden. Dazu gehören auch Monroes literarische Notizen, für die sie eben gerade nicht bekannt ist, die aber allerlei Liebeslektionen bieten.
Text von Dr. Barbara v. Bechtolsheim
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