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7 Fragen, um die Liebe neu zu entfachen

7 Fragen, um die Liebe neu zu entfachen

Manchmal brauchen unsere Beziehungen einen frischen Start. Wir lieben uns nach wie vor, aber im Laufe der Zeit hat sich einiges angesammelt, mit dem wir uns nicht richtig auseinandergesetzt haben. Manche Dinge haben wir für uns behalten, Unmut hat sich breit gemacht, der spielerische Umgang miteinander ist in den Hintergrund getreten und so gibt es mittlerweile vieles, das wir sagen hätten sollen – und doch nie die richtigen Worte dafür gefunden haben.

Aus diesem Grund haben wir eine Reihe von Fragen gesammelt, die ein Paar gemeinsam durchgehen kann, um den emotionalen und kommunikativen Draht zueinander aufs Neue zu finden.

Die Fragen – und erläuternden Mikro-Essays – laden zu aufrichtigen und radikal offenen Bekenntnissen ein. Und bei der Beantwortung ist es überaus wichtig, eine sehr freundliche und ruhige Atmosphäre zu ermöglichen, ohne jedes Anzeichen von Moralismus oder Bitterkeit.

Sehr oft geben wir unsere Beziehungen zu früh auf. Partnerschaften, die mit der richtigen Unterstützung noch “gut genug” (oder weit mehr als das) wären, scheitern, weil wir es nicht schaffen, geeignete Worte dafür zu finden, was uns wirklich beschäftigt oder einander aufrichtig zuzuhören. Diese Fragen stellen ein Werkzeug dar, mit dem wir Liebe vielleicht noch retten können.

1. Dinge, für die ich gerne Anerkennung hätte…

Es ist auf keinen Fall angebracht, an dieser Stelle nachtragend oder selbstmitleidig zu sein. In jeder längeren Beziehung wird vieles irgendwann einfach selbstverständlich.

Gleichzeitig ist es essentiell, den See an etwaiger Bitterkeit trocken zu legen, indem wir mitteilen, was wir glauben, zur Beziehung beizutragen und worin wir uns als besonders begabt einschätzen.

Zu Beginn einer jeden Partnerschaft fällt es uns nicht schwer, die schönen Seiten aneinander zu erkennen. Nach und nach aber werden wir immer verwöhnter. So funktioniert unser Hirn einfach: würden wir im Palast der Alhambra leben, würden wir auch relativ schnell kein Auge mehr für die Besonderheit der Kachelverzierungen haben.

Wir wollen gar nicht in den Himmel gelobt werden, unsere Fehler stehen außer Zweifel. Allerdings tut es gut, wenn unsere Stärken auch von Zeit zu Zeit etwas mehr Anerkennung finden. Kritisiert und berichtigt zu werden macht uns dann weniger aus, wenn wir das Gefühl haben, dass der oder die andere unsere positiven Seiten ebenso zu schätzen weiß. Eine geballte Menge Anerkennung wird uns beide für die kritischeren Momente wappnen, die uns bevorstehen.

2. Wenn ich in Panik gerate, dann….

Dieser Denkanstoß bietet die Möglichkeit, unsere Reaktionsmuster mitzuteilen. Nicht, um uns zu rechtfertigen. Auch nicht um damit zu sagen, dass dies eine ideale oder liebevolle Art wäre, zu reagieren. Es geht schlicht darum, erst einmal zuzugeben, dass wir manche Tendenzen in uns erkennen und sie dann mitzuteilen.

Vielleicht reagieren wir – auf Gefahren – instinktiv auf sehr kontrollierende Art und Weise; oder brechen in Tränen aus und erklären alles für hoffnungslos (um damit ein ganz spezielles Problem gleich in einem Meer an Kummer zu ertränken). Vielleicht werden wir auch ganz besonders sarkastisch, schlagen verbal um uns und sagen fürchterliche Dinge. Oder aber ziehen uns zurück, verschließen uns und fangen an zu Schmollen

Wir helfen unseren Partnern hier also dabei – nach außen hin – beunruhigendes Verhalten richtig zu interpretieren. Dabei bitten wir darum, diese nicht stellvertretend für unser gesamtes Wesen zu sehen, sondern als Versuche mit Situationen umzugehen, die wir als besonders bedrohlich wahrnehmen. Wir erstellen damit also unsere eigene – unvermeidbar seltsame – Übersetzungshilfe.

Ein Versuch, manche der am wenigsten liebenswürdigen Anteile unseres Verhaltens etwas weniger alarmierend und dafür etwas entschuldbarer erscheinen zu lassen.

3. Ich wäre wohl etwas normaler, wenn das Folgende in meiner Kindheit nicht geschehen wäre…

Es ist immens hilfreich, wenn sich in einer Beziehung beide Partner darüber im Klaren sind, dass sie – natürlich – jeweils auf ihre eigene Weise ein bisschen verrückt sind. Dabei stellt das keinen Mangel der Personen dar, immerhin sind wir Menschen alle so. Keiner von uns ist wirklich jemals ein vollständig gefestigter, reifer und normaler Erwachsener.

Fast immer nehmen die Probleme in der Kindheit ihren Anfang. Die Frage zielt also darauf ab, uns einen ruhigen Moment zu verschaffen, in dem wir mitteilen können, was uns in unserer Kindheit alles widerfahren ist – und warum und das heute manchmal zu so übertrieben anstrengenden Zeitgenossen macht.

Womöglich war einer unserer Elternteile sehr strafend, sodass wir damit aufgewachsen sind zu lügen, wenn uns etwas unangenehm war. Oder aber, wir mussten unsere kleine Depression hinter einer ganz fröhlichen Fassade verbergen, und verschließen uns daher heute vor schlechten Nachrichten. Vielleicht hat uns ein Elternteil auch wirklich enttäuscht, sodass es uns heute schwerfällt, anderen Vertrauen zu schenken oder uns verletzlich zu zeigen.

Über die intimen Momente im Leben des Anderen Bescheid zu wissen, verändert unsere Perspektive, wenn sie uns nerven oder enttäuschen. Sie sind nicht einfach nur schwierig – sondern kämpfen mit den komplizierten Altlasten einer Vergangenheit, über die wir trotzdem noch nicht genau Bescheid wissen – so wie sie noch immer nicht genug über unsere wissen.

4. Wofür ich um Verzeihung bitte…

Keine Beziehung könnte lange überleben ohne Verzeihen. Wir wissen, dass es gut für uns wäre, wenn uns für gewisse Dinge verziehen würde – tragischerweise sind wir aber genau bei jenen Dingen besonders stur, bei denen wir Großzügigkeit von der anderen Person benötigen würden.

Meistens reden wir uns ein, dass wir unschuldig sind; dass unser Partner oder unsere Partnerin sich entschuldigen oder uns um Verzeihung bitten sollte. In den Momenten größter Ehrlichkeit (etwa um 3 Uhr morgens, wenn es draußen still ist und der Vollmond am Nachthimmel leuchtet) erkennen wir aber manchmal, dass wir gewisse Probleme ins Leben unserer Partnerinnen und Partner gebracht haben. Es wäre ja auch seltsam, wenn das nicht so wäre. Wir sind komplizierte Individuen; und weit davon entfernt, perfekt zu sein. Wir sind uns bewusst, dass wir sie in manchen Bereichen schwer enttäuschen.

Wenn wir uns schuldig fühlen – und uns dafür nicht verziehen wurde – ist es aber leider oft so, dass wir dazu tendieren erst recht aggressiv zu werden und jede Verantwortung abzustreiten.

Was wir daher benötigen, ist eine Atmosphäre, in der ein Eingeständnis mit Toleranz und Sympathie empfangen wird. Dabei bitten wir nicht um eine Generalabsolution. Wir stellen nur unsere Sicht der Dinge dar und bitten um Verzeihung für etwas, das uns – zugegebenermaßen – wirklich leid tut. Wir werden versuchen, es nächstes Mal besser zu machen – wenn wir eine Chance dafür bekommen.


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5. Ich hätte gerne, dass du erkennst, dass du mich verletzt hast, als du…

Wir tragen Wunden mit uns herum – und es fällt uns verständlicherweise schwer, davon zu sprechen. Vielleicht erschienen uns die Klagen zu belanglos oder beschämend, um sie mitzuteilen. Das Problem dabei ist, dass, wenn sie sich festsetzen, ein wohlwollender Zugang erschwert wird – und so weichen wir vielleicht vor einer Berührung unserer Partner zurück oder reagieren abweisend auf ihren Wunsch nach Zärtlichkeit. Was wir „Verlust der Leidenschaft” (oder noch banaler, „Desinteresse an Sex”) nennen, ist oft ein bestimmter Groll unserer Partnerin oder unserem Partner gegenüber, der nicht genug reflektiert wurde.

Diese Bitte eröffnet uns einen Moment Sicherheit, in dem wir diese – typischerweise komplett unabsichtlich zustande gekommenen – Verletzungen mitteilen können. Diese können lediglich mit der Arbeit zu tun haben, sich auf die Schwiegermutter beziehen, oder schlicht mit der Art und Weise, wie der oder die andere auf eine scheinbar harmlose Frage in der Küche reagiert hat.

Dabei ist es ausschlaggebend, dass die andere Seite die empfundene Verletzung nicht leugnet, die Verantwortung abschiebt oder das Problem kleinredet.
Es gibt keine Verletzung, die unbedeutend wäre. Wenn sie stattgefunden hat, ist sie auch legitim.
Was zählt ist, dass das Anliegen einer jeden Person Gehör findet und jene Verletzungen mitgeteilt werden können, über die sie bislang noch nicht zu sprechen im Stande war.

Diese Übung soll keine alten Probleme neu aufkochen. Sie ist dafür da, sie ein für alle Mal zu lösen – und sollte so oft wie möglich wiederholt werden, im besten Falle einmal pro Woche.

6. Was mir bei meiner eigenen Entwicklung helfen würde, wäre, wenn du…

Wir wollen uns ändern, aber schaffen es nicht alleine. Daher brauchen wir den anderen, um uns beizustehen und, wenn nötig, sich in der richtigen Weise uns gegenüber zu verhalten.

Oft sind wir sehr zögerlich, wenn es darum geht, genau zu sagen, wie wir uns verändern wollen, weil wir Angst davor haben, dass uns die “Hilfe” unserer Partner eher strafend und grob entgegengebracht wird; auf eine Art, die – so fürchten wir – die Dinge noch schlimmer machen würde. Vor unserem inneren Auge quälen sie uns mit Zielvorstellungen (die wir natürlich nicht erreichen) oder erzählen anderen, “wie sehr wir uns doch bemühen” – was uns gedemütigt zurücklässt und uns erst recht der Fähigkeit beraubt, die erwünschte Veränderung zu bewältigen.

Wenn wir sagen, dass wir uns verändern wollen, versprechen wir nicht, dass es uns auch leichtfallen würde. Viel mehr zeigen wir dadurch, dass uns unsere Fehler nicht egal sind. Dieses Zugeständnis ist – für sich genommen – schon ein wichtiger Schritt. Es beweist unsere Fähigkeit zu einer weitreichenden Selbstreflexion.

So ist es letzten Endes sehr viel angenehmer eine Beziehung mit jemandem einzugehen, der über die eigenen Schwächen Bescheid weiß und an ihnen arbeitet – als mit einer Person, die denkt, nichts an sich je verändern zu müssen.

7. Was ich so an dir vermissen würde…

Stell dir für einen Moment vor – ohne dabei morbid oder brutal zu sein – du würdest deine Partnerin oder deinen Partner nie wiedersehen; und müsstest jetzt mit etwas Distanz zurückblicken auf die Beziehung mit ihnen. Was würdest du vermissen?

Alle Verletzungen oder jede Beschämung wären verflogen und du wärst nun soweit, zuzugeben, dass du manches unheimlich vermissen würdest. Was fällt dir ein? Üblicherweise haben wir keine Liste dieser Dinge parat. Es braucht Zeit, um gründlich herauszufinden, wonach wir uns sehnen und wie traurig wir wären, wenn es kein Teil unseres Lebens mehr sein würde. Mit Sicherheit gebe es viele solche Dinge. Weil es immer so ist. Etwa auch wenn du aus Verdruss in ein anderes Land ziehst, und dann unweigerlich realisiert, dass du es in mancher Hinsicht wirklich bereust – Dinge vermisst, die du vorher nicht wirklich würdigen konntest.

Anstatt darauf zu warten, können wir uns in Gedanken in eine mögliche Zukunft hineindenken – und unsere begleitenden Gefühle ergründen. Dabei geht es weniger darum, vorherzusehen, was wir wohl vermissen würden, sondern zu erkennen, welche dieser Dinge – tatsächlich – heute schon in Reichweite liegen. Einige Vorschläge:

“Als du so nett und einfühlsam mit dieser seltsamen Person umgegangen bist…:”
“Immer, wenn du so erfrischend über einen blöden Witz lachen kannst”
“Dein aufmerksamer Blick beim Fernsehen”
“Wenn du mit den Kindern spielst und ihnen dann Gute Nacht sagst”
“Immer, wenn es dir so peinlich ist, dass du absolut keine Ahnung von Geographie hast (das eine mal hast du Grönland und Alaska verwechselt)”

Jeder dieser Momente ist Auslöser für eine ganze Reihe an Gedanken und Gefühlen für unsere Partnerinnen und Partner: ihre Liebenswürdigkeit, ihre Ahnungslosigkeit kindliche Unschuld, ihre reizende liebenswerte Albernheit, ihre Verletzlichkeit, ihre Momente größter Freundlichkeit, Bescheidenheit und Großzügigkeit. Alle diese Eigenschaften sind unbestreitbar vorhanden und werden von allen anderen keineswegs verdeckt – sie warten nur darauf, bemerkt und auf liebevolle Art und Weise wahrgenommen zu werden.

*Auszug aus dem englischen Blog-Artikel: “22 Questions to Reignite Love” (The Book of Life)

Die gleichen 7 Fragen finden sich im korrespondierenden YouTube Video auf unserem Channel.


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By The School of Life

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