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Warum wir uns selbst sabotieren

Warum wir uns selbst sabotieren

Man könnte meinen, dass wir – praktisch von Natur aus – immer danach streben, glücklich zu sein. Vor allem in zwei großen Bereichen, in denen wir uns Erfüllung erwarten, sollten wir eigentlich alles dafür tun, dass es uns gut geht: Beziehungen und Arbeit. Trotzdem handeln wir oft auf absurde Weise: Wir zerstören scheinbar ganz absichtlich unsere Chancen, das zu bekommen, was wir glauben, unbedingt zu wollen.

Bei einer Verabredung mit einem Menschen, in den wir uns verguckt haben, benehmen wir uns vielleicht unnötig voreingenommen oder abweisend. Dabei sind wir leichtfüßig und charmant mit denjenigen, die uns ziemlich egal sind. Oder wir bringen in Beziehungen unsere Partner*innen durch wiederholte, ungerechtfertigte Vorwürfe oder Wutausbrüche an deren Grenzen, als wollten wir den traurigen Tag herbeiführen, da unsere Liebsten sich gezwungen fühlen, Schluss zu machen. Sie sind uns vielleicht weiterhin zugeneigt, aber erschöpft, frustriert und nicht mehr in der Lage, so viel Stress zu ertragen.

Ähnlich können wir unsere Chancen auf eine Beförderung zerstören, wenn wir nach vielen guten Jahren unsere Vorgesetzten plötzlich in die Bredouille bringen und mehrfach ohne jede Not besonders wichtige Berichte für Meetings nicht rechtzeitig abliefern.

Unser Verhalten lässt sich dann nicht mehr mit Fahrlässigkeit, Ungeschick oder Pech erklären. Wir brauchen hier einen stärkeren Begriff, um die Absichtlichkeit zum Ausdruck zu bringen: Es ist Selbstsabotage.

Wir bekommen Angst, wenn wir uns zu große Hoffnungen machen

Wie kommt es bloß zu einem solch destruktiven Verhalten?

Ein Grund kann darin liegen, dass wir Angst bekommen, wenn wir uns zu große Hoffnungen machen. Es kann sein, dass wir besonders harte Enttäuschungen erleben mussten, als wir jünger waren – und somit zu einer Zeit, als wir noch nicht wirklich gelernt hatten, damit umzugehen. Vielleicht haben wir gehofft, dass unsere Eltern trotz einer Krise zusammenbleiben würden, was nicht der Fall war. Vielleicht hat unsere Jugendliebe, nach wenigen Wochen des Glücks, uns plötzlich wieder fallen gelassen und uns vor unserem eigenen Freundeskreis verspottet.

So haben wir unterbewusst gelernt, Hoffnung mit Gefahr gleichzusetzen. Je größer die Hoffnung und Vorfreude, desto größer der mögliche Verlust – wir fühlen uns dem Schicksal ausgeliefert. Selbstsabotage macht uns traurig, aber wenigstens haben wir dann die Kontrolle.

Die Lösung für dieses Problem besteht darin, uns daran zu erinnern, dass wir trotz unserer Ängste eine neue Enttäuschung überleben können. Wir sind nicht mehr diejenigen, die damals so verletzt wurden. Die Zeit aus der unsere Denkmuster stammen, hat nur noch wenig mit unserer erwachsenen Realität von heute zu tun. Das, was wir befürchten, ist in Wahrheit bereits geschehen. Wir projizieren eine Katastrophe in die Zukunft, die zu einer Vergangenheit gehört, die wir bislang nicht ausreichend ergründen und aufarbeiten konnten.

Aber wir betreiben Selbstsabotage nicht nur aus Angst vor der Enttäuschung, sondern auch aus Angst vor dem Glück.


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Glück ist uns oft fremd

Zum einen ist uns Glück oft fremd. Auch wenn wir natürlich alle danach streben, ist es für viele von uns nichts, was wir kennen. Wir sind mit düsteren Szenarien aufgewachsen und haben uns damit abgefunden. Die Aussicht auf Glück, wenn es plötzlich greifbar wird, scheint uns eher fremd und kann uns tatsächlich sogar zutiefst beunruhigen. So kann uns ein unschöner aber vertrauter Zustand lieber sein, als das, was uns allzu schön und unrealistisch erscheint.

Zum anderen können wir unsere Erfolge sabotieren, weil wir glauben, sie nicht verdient zu haben. Uns kommen plötzlich Zweifel, ob unser guter Job oder unsere schöne Liebesbeziehung uns wirklich zustehen. Oder ob hier – angesichts unserer Faulheit, Feigheit, Dummheit und Unreife – nicht eine Verwechslung vorliegen muss. Ob wir nicht gehen müssen, bevor es alle anderen endlich auch erkennen und uns davonjagen.

Um diesem Problem zu begegnen, sollten wir nicht nur weniger streng mit uns selbst ins Gericht gehen; wir sollten uns auch bewusst machen, dass Glück und Pech im Leben nicht gerecht verteilt sind. Das meiste, was wir erreichen, ist nicht ganz verdient, und das meiste, was wir erleiden, ist es auch nicht. Wir hatten nicht nur zu unrecht Glück, bald genug wird uns auch wieder unverdient etwas Schlechtes zustoßen. Wir sollten von Anfang an  die schiere Willkür und Amoralität des Schicksals mit Würde und skeptischer Gelassenheit akzeptieren.

Es lohnt sich also, die Möglichkeit von Selbstsabotage in Betracht zu ziehen, wenn wir versuchen unser eigenes merkwürdiges Verhalten, sowie das Verhalten anderer zu verstehen. Wir sollten skeptisch werden, wenn wir uns dabei ertappen, wie wir uns gegenüber Leuten, die wir eigentlich sehr mögen oder beeindrucken wollen, seltsam verhalten. Und wenn andere uns mal eine Gemeinheit oder Unzuverlässigkeit zumuten, sollten wir überlegen, ob die Dinge bei ihnen nicht ganz anders liegen, als es scheint.

Auch andere Menschen sind vielleicht nur Selbstsaboteur*innen

Vielleicht geht es hier nicht um uns. Möglicherweise sind wir gar nicht an einen Menschen geraten, der uns Böses will, sondern an eine*n unglückliche*n und verzweifelte*n Selbstsaboteur*in. Eine Person, die vor allem etwas Geduld verdient hätte und die man sanft davon abbringen muss, sich selbst noch mehr zu schaden.

Wir sollten uns stets bewusst sein, wie schwer und entnervend es manchmal sein kann, wenn Dinge, die wir uns wirklich wünschen, greifbar nah rücken.


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By The School of Life

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